Wöchentlich grüßt der murmelnde Postmitarbeiter

Nicht weniger als ein Trauma habe ich als nettes Überbleibsel vom letzten Besuch. Eine Büchersendung war der Grund. Und eine Büchersendung treibt mich auch morgen in die Arme des gelben Nervengifts. Studenten wie ich verkaufen nämlich ihr letztes Hab und Gut (Bücher) auf Amazon.
Doch überzeugt euch selbst. Im Folgenden lest ihr den Bericht der armen - sowohl finanziell als auch schicksalstechnisch - Lysann K. aus D.
An einem eiskalten Novembernachmittag machte sich die ahnungslose Lysann K. auf den Weg zur Postfiliale D. Ihr Wunsch ist ein Luftpolsterumschlag, ausreichend frankiert, um ein Buch zu versenden. Sie stellt sich an. Sie wartet. Sie kommt dran. Marianne D. (Namen frei erfunden) empfängt sie kritisch. Was sie denn wolle. Einen gepolsterten Umschlag UND frankiert? Lysann K. wird in den Türbereich verwiesen, wo Umschläge zu finden seien. Lysann K. entgegnet, dass sie sich diese bereits zu Gemüte geführt habe, allerdings gibt es nur drei Umschläge in einem und sie benötige ja nur einen einzigen für das Buch. (Außerdem ist sie arm und die Post unverschämt - teuer.) Nein, hier gäbe es sowas nich, kontert Marianne D. Wieso nicht, will Lysann K. wissen. Ein Blick und dann ein Fingerzeig: "Da finden Sie die Umschläge. Sie müssen aber ein wenig größere als das Buch aussuchen, sonst passt das nich." Vielen Dank. Ich gehe wieder nach außen. Suche mir die passenden Umschläge aus. Vermeide, den Preis zu bemerken. Stelle mich wieder hinten an. Warte. Wieder Marianne D. Leicht zögernd. "Ja, bitte?". Lysann K. verlangt betont freundlich passende Frankierung zu den nigelnagelneuen Umschlägen. Mit einem sehr breitem Lächeln. Marianne K. "Nee, ich verkauf keine Frankierungsmarken. Da müssen sie sich nebenan anstellen. Übrigens brauchen Sie für eine Büchersendung auch spezielle Klammern. Die finden Sie da hinten..." Lysann K. versucht gelassen zu bleiben, ignoriert freundlich diesen aufmerksamen Rat und stellt sich nun bei der anderen Schlange an. Diesmal trägt Lysann K ihr Anliegen Brigitte D. vor. Wie alle Angestellten schaltet auch diese ab und muss alle Informationen nachher vereinzelt nachfragen. Notiz auf mentaler To-Do-Liste: "Ich muss gelassener werden!". Kurze Zeit später hält Frau Lysann K. ein Buch, 2 Broschüren zur Postbank, 3 Umschläge und 4 fitzelkleine einzelne Briefmarken in der Hand. Geschafft. Doch die Freude sollte nicht lange währen.
Ich rüste mich für morgen mit Schokolade, innerem erhabenen Lächeln und drei riesigen Luftpolsterumschlägen - auch wenn ich nur ein großes Buch besitze, das ich nun verkaufe - und kehre zwei Euro reicher (denn größere Umschläge sind natürlich wegen dem Materialverbrauch dreifach so teuer) heim.
Lysann - 28. Nov, 20:12
Schreib weiter so!