23
Apr
2008

Zwillingsblog

Weil mir das eintönige Layout hier ein wenig auf die Nerven schlägt, bin ich wieder mal auf Wanderschaft. Wie sich herausgestellt hat, kann ich alles problemlos rüber nach Wordpress beamen in ein einfacheres System mit besseren Layoutmöglichkeiten. Also: Die nächsten Beiträge wird es auf lysann.wordpress.com geben.

-->Daher: Blogroll und FeedReader ändern, Adresse an die Pinnwand stecken. Ich freue mich über jeden, der mir folgt. :)

Reportage

Das Schleichen ums Buchregal

Warum eine Buchhandlung der beste Ort ist, um zu beobachten, wie die Gesellschaft wirklich mit Sex umgeht.


In tiefer Konzentration blättert sie zur nächsten Seite und liest weiter. Plötzlich spürt sie eine Bewegung. Hastig klappt sie das Buch zu, schiebt es unauffällig unter den großen Stapel Kochbücher und schaut auf. Eine Buchhändlerin läuft an ihr vorbei.

Sex gilt in unserer Gesellschaft als ein offenes Thema. Es ist völlig normal Sex zu haben, und völlig normal, dass das jeder von uns weiß. Sogar der Buchhändler. Zwischen den Buchregalen entdeckt man jedoch Spuren, die ein anderes Bild von uns zeichnen.

Das versteckte Buch vom Anfang ist eines von vielen Sexratgebern. Mit Titeln wie „Orgasmus XXL”, „Millionen Frauen warten auf dich” oder „Die perfekte Liebhaberin” findet man sie entweder in der Abteilung Partnerschaft oder Wellness, wo sie mitunter die Hälfte des Buchbestandes ausmachen. Erotik schreibt keiner auf die großen Leitschilder. Auch auf Augenhöhe findet man solche Bücher nicht. Die Buchtitel wecken die Neugier, doch das riesige Format und das eindeutige Layout scheinen die Blicke der gesamten Buchhandlung auf sich zu ziehen. Vor allem, da in den modernen Buchhandlungen das Konzept des totalen Durchblicks praktiziert wird. Vorbei sind die Zeiten, als man eben mal unauffällig stöbern konnte. In den neuen Buchhandlungen soll man die Weite des freien Geistes spüren. Die verglaste Verkaufsfront erlaubt einen Blick bis in die letzte Ecke. Doch dafür bietet die freundlich moderne Buchhandlung runde Sitzgruppen, die von allen Seiten gut einsehbar sind. Meistens sitzt eine Beraterin sogar in der Nähe.

Das Eichhörnchenprinzip
Kein Wunder also, dass Erotikbücher von weniger freizügigen Lesern immer wieder in andere Abteilungen verschleppt und dort untergeschoben werden. Eine Art Eichhörchnchenprinzip, dass eine Buchhändlerin besonders verzweifeln lässt. “Die Kunden stecken die Bücher einfach an anderer Stelle ganz hinten rein.” Im Gegensatz zu den meisten Büchern, die ganz offen an die falsche Stelle gelegt werden. Deswegen überprüft Sie täglich ihre Abteilung, um die verirrten Bücher wieder einzusammeln. Man kann nur mutmaßen, wie es zu solch einer Situation kommt: Gelangweilte Ehemänner auf dem Weg zur Sportabteilung? Sprachstudenten, die die ruhige Wörterbuchabteilung dem ungeschützten Erotikregal vorziehen?

Ganz offen dagegen scheint die jüngere Generation mit Sex umzugehen. „Vor der Abteilung gibt es öfters Ansammlungen von Jugendlichen, die sich gut hörbar einander aus den Büchern vorlesen und dann mit den eigenen Erfahrungen vergleichen” erzählt eine Buchhändlerin. Gut zu sehen ist dabei, wie sie den Mund abschätzig verzieht. Ob es mehr das Thema oder die Lautstärke ist, das sie stört? „Allgemein ist die Erotikabteilung gut frequentiert” bestätigt eine andere Buchhändlerin. Sie habe den Eindruck, dass besonders Jugendliche, die gerade ihre ersten Erfahrungen mit der Sexualität machten, dort anzutreffen wären. Den Anteil schätzt sie auf 70 Prozent. Gerade den Jüngeren werden die meisten Sexualratgeber verkauft. Sicher ist Interesse da, aber auch die Tatsache, dass man in allen Internetbuchhandlungen erst bestellen darf, wenn man volljährig ist, spielt eine Rolle.

Nur nicht in die Augen schauen!

In einer Darmstädter Buchhandlung steht eine Bücherinsel mit Erotikratgebern mitten im Gang. Jedem Taschenbuch stehen die Seiten ab. Ein Buch über Sex wird im Durchschnitt wesentlich öfter durchgeblättert als jedes andere Buch. Eine ganz andere Sache dagegen ist, sich sozusagen noch einmal öffentlich zu seinem Interesse an „Supersex” zu bekennen. Die Rede ist vom Kaufen. Eine Buchhändlerin aus Ludwigsburg erzählt: „Gerade ältere Männer sieht man oft auf der Couch sitzen und das halbe Buch durchlesen.” In anderen Buchhandlungen wird diese Aussage bestätigt. Ältere Männer zeigen sich zwar sehr interessiert am Sortiment, tauchen jedoch selten mit dem Buch vor der Kasse auf.

Beim Kauf kann man einige verbreitete Verhaltensstrategien beobachten: Das verwickelnde Gespräch, das umgedrehte Buch, um das auffällige Cover zu verbergen und den Klassiker, den jeder vom Kondomkauf kennt: Die ‘Unter Todesstrafe der Verkäuferin nicht in die Augen schauen’-Taktik. Zwei Buchhändlerinnen erinnern sich noch sehr deutlich an ein 14jähriges Mädchen: “Sie lief schnell auf die Kasse zu, schmiss das Buch auf den Tisch und drehte sich sofort weg.” Beleibe nicht alle verwenden so viele Gedanken auf den simplen Akt des Buchkaufs. Aber vor allen den Mädchen ist es peinlich. Dabei schreibt Schriftstellerehepaar Bodansky in ihrem Buch “Orgasmus XXL”: “Wir können uns kein vergnüglicheres Thema vorstellen”.

Ob nun eine Buchhandlung der beste Ort ist, um zu beobachten, wie die Gesellschaft wirklich mit Sex umgeht, sei dahingestellt.
Sollte es aber so sein, so bin ich froh, dass man immer wieder auch jugendliche Pärchen sieht, die aneinandergeschmiegt auf der Couch sitzen und sich gegenseitig Tipps aus den Erotikbüchern vorlesen.

Ausschnitt

Leicht strichen ihre Fingerkuppen über die Härchen der Blätter. "Das Leben ist uns so nah" sagte sie leise mehr zu sich selbst. Ein kurzer Blick zu ihrem Gast. Ob er wohl verstand? Still seufzend ließ sie die Hand hinabsinken und schloß das Thema innerlich ab. "Und sonst?" fragte sie betont freundlicher und wandte sich ihm dabei wieder ganz zu, "Was gibt es Neues?".
Er sah sehr wohl, dass sie sich wieder geschlossen hatte. Der wichtigste Moment in seinem Plan - und er hatte ihn verpasst.

17
Apr
2008

Was soll denn das bitte sein?

"Petra Durst Benning besitzt ganz eindeutig ein Händchen für geistige Fluchtorte..."

Eine Fluch-Torte? Wie die wohl aussieht? Hm, nochmal lesen, nein, da steht Fluch-Torte. Vielleicht ein traditionelles Nachbarschaftsgeschenk?...

8
Apr
2008

explosive Gedanken

Platzhirsche sind kein schöner Anblick.

23
Mrz
2008

Überholen international

Mit der Scheibenwelt hat es angefangen. Und obligatorisch muss man dann auch Douglas Adams lesen, den großen Bruder von Terry Pratchett - so hörte ich jedenfalls. Neben den bekannteren Büchern von ihm wie "Per Anhalter durch die Galaxis" wurde mir das Buch "Die Letzten ihrer Art" empfohlen - und so landete es diese Weihnachten auf dem Gabentisch und gestern in meinen Händen. Es beschreibt seine Reise zu den aussterbenden Tieren der Erde, stellenweise sehr unterhaltsam. Nun führte diese Reise auch nach China und was er über den dortigen Verkehr schreibt, ist wirklich lesenwert:

"Ausländer dürfen in China nicht Auto fahren, und die Gründe liegen auf der Hand. Die Chinesen fahren oder radeln nach Gesetzen, die für einen nichteingeweihten Betrachter einfach undurchschaubar sind, wobei ich nicht nur an die Gesetze der Straßenverkehrsordnung denke, sondern auch an die Gesetze der Physik. Gegen Ende unseres Aufenthaltes in China hatte ich mich damit abgefunden, dass der eigene Chauffeur, wenn er hinter einem anderen Wagen oder Laster auf einer zweispurigen Straße fährt und ihm zwei andere Fahrzeuge entgegenkommen, von denen eins gerade das andere überholt, unverzüglich ebenfalls ausschert und zum Überholen ansetzt. Wundersamer Weise geht es letztlich immer gut.
Nicht gewöhnen konnte ich mich allerdings an folgende Situation: Das Fahrzeug vor einem überholt das Fahrzeug davor, und der eigene Chauffeur schert aus und überholt das überholende Fahrzeug genau in dem Moment, da einem drei andere Fahrzeuge entgegenkommen, die das gleiche Manöver veranstalten."

Leider ist diese Stelle erst auf Seite 215 und damit recht weit hinten für den ersten Lacher. Meine Mutter hingegen fand das Buch klasse. Die Reise ist auf jeden Fall interessant geschildert, der Stil von Herrn Adams für mich jedoch zu faserig, irgendwie stimmt der Rhythmus für mich nicht.

Ich merke, ich muss wirklich noch an meiner Kritikfähigkeit üben. Ich finde es schwer, auf den Punkt zu sagen, was genau da nicht passt.
Neuer Versuch: Obiger Szene folgt ein Abschlußsatz, der die Pointe ausklingen lassen soll:

"Man darf wohl davon ausgehen, dass Sir Isaac Newton schon vor langer Zeit als bourgeoiser, kapitalistischer Speichellecker enttarnt worden ist."

Für mich ging das voll daneben. Anstelle es dabei zu belassen oder auf die Verkehrssituation einzugehen, wählt er diesen Satz, der das Thema im letzten Moment vom Lacher wegreißt. Nochzumal auf eine für mich unverständliche Art. Und so geht es an mehrern Stellen im Buch. Adams schildert präzise und schafft verblüffende Vergleiche, die zum Schmunzeln anregen. Doch die Sätze sind zu lang, die Szenen zu ausführlich und so dämmert man zwischen den grandiosen Stellen vor sich hin. Schade.

Übrigens: Zu Ostern gab es das relativ neue Buch von Terry Pratchett "Ein Hut voller Sterne". Ich bin mal gespannt, ob das ein wenig packender wird als die anderen aus der Tiffany-Reihe. Doch mehr davon in der nächsten Kritik - ich muss ja für meinen Beitrag in der zweiten Ausgabe vom Darmspiegel üben ;).

Grüße an alle Lesenden!
Für was sind Feiertage sonst da?

Aufschlussreich

Blog von


Lysann

Das Entschlüsseln in all seinen Formen ist eine Leidenschaft von mir. Hier schließe ich den Alltag auf mit meinen Schlüsseln zur Welt - wie Etymologie, Symbolik, Kunst oder einfach Wortspielerei.

Im Moment ...

... baue ich an dem Zwillingsblog: lysann.wordpress.com

Druckfrische Beiträge & Kommentare:

geburtstag
alles alles gute zum geburtstag hoffe du bekommst...
janet (Gast) - 30. Mai, 12:12
Zwillingsblog
Weil mir das eintönige Layout hier ein wenig auf die...
Lysann - 23. Apr, 19:12
Reportage
Das Schleichen ums Buchregal Warum eine Buchhandlung...
Lysann - 23. Apr, 18:59
Plan B: Pflanzen gedeihen...
Plan B: Pflanzen gedeihen mit etwas Zuwendung gleich...
Stefan (Gast) - 23. Apr, 01:43
Ausschnitt
Leicht strichen ihre Fingerkuppen über die Härchen...
Lysann - 23. Apr, 01:14

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Ich weiß, der Inhalt passt gar nicht, niemand wird je sich angesprochen fühlen von den Anzeigen, aber es ist so herrlich zu sehen, mit welchen Produkten die Texte verbunden werden. :D