2
Nov
2007

Wilde Stöckchenwerfer

Durch die Aufmerksamkeit eines gewissen Herrn Artemis Fowl alias Florian Siebeck bin ich in den Besitz eines besonderen "Stöckchens" gekommen:
Ein Stöckchen. Jeder Spieler, jede Spielerin beschreibt acht Dinge von sich: Irgendwelche, keine bestimmten. Wen das Stöckchen trifft, schreibt die Antworten mit den Regeln in sein Blog. Acht Personen/Blogs sollen das Stöckchen bekommen und weiterreichen. Bei den Betreffenden schreibt man einen entsprechenden Beitrag/Kommentar ins Blog.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, mit einem Stöckchen beworfen worden zu sein. So stellt man sich doch Freundschaft vor ;). Aber es hilft alles nichts, hier sind die geforderten acht Enthüllungen:

1. Ich habe schon als kleines Mädchen auf melancholische Walzer gestanden. Warum auch immer und bei was auch immer - ich war stets zutiefst gerührt und weiß noch heute, dass ich den Schneewalzer früher stundenlang singen konnte. Lieder wie "Es war beim bal paré" von Hildegard Knef oder französische Chansons wie "C'etait la dernière walse" von Mireille Mathieu laufen auch heute noch stundenlang im Player - ohne Erbarmen.
Ein kleines Mädchen, dass inbrüstig ein Lied intoniert, in dem eine alte Frau ihrer Jugend oder Liebe nachtrauert - das muss ein Anblick gewesen sein.

2. Ich kann keine Missionare leiden. All diese Leute, die einem ihren Glauben oder ihre Moral/ politische Einstellung/ Weltsicht aufzwingen wollen. Jeder sollte so leben können wie es ihm gut tut, denn die meisten Lebensansichten haben ihre Gründe. Wenn man diese missachtet oder als dumm hinstellt, degradiert man auch den Menschen.

3. Ich liebe es, mich zu verkleiden. Ob es um Kleidung geht oder Verhalten - in andere Rollen schlüpfen macht mir sehr viel Spaß und dabei verändert sich auch der Blick auf die Welt. (Andere nennen es wohl Realitätsflucht, aber es ist gar nicht so einfach immer mit sich selbst zusammen zu sein. Man muss auch Abwechslung in eine schizophrene Beziehung bringen.)

4. Mein großer Traum ist es, ein Buch zu schreiben. Und zwar nicht seit Kurzem sondern seit ich mit acht Jahren das Buch "Wir Kinder von Bullerbü" und "Immer dieser Michel" von Astrid Lindgren gelesen habe. Es hat mich tief beeindruckt, dass Bücher so lebendig sein können, dass man am liebsten auch dort wäre. Da dachte ich "Schriftsteller, das sind Menschen, die das Leben anderer Menschen verschönern und verändern können". Für mich ist dies auch eine besonders sanfte Art der Kommunikation.

5. Ich mag die Zahl 5. Sie ist die Einfachste in der Welt der Mathematik. Man sieht sofort, ob etwas durch 5 teilbar ist. Auch ist es für mich der Inbegriff der Harmonie. Die Zahl 2 für die geraden Dinge kombiniert mit der 3, für die Welt der ungeliebten, ungeraden Zahlen. 5 Finger an den Händen, die soviel verraten beim Sprechen. 5 Dinge zusammen sehen immer gut aus. 5 kann man nicht an einem Stück als Zahl schreiben. Man denke auch an das Pentagon, das fünte Element (der Geist), den Innenverteidiger beim Fußball oder einfach den Monat Mai, in dem ich geboren bin.

6. Schaukelstühle. Es ist einfach das Schönste für mich auf einem Stuhl zu kippeln, auf der Schaukel hin und her zu schwingen oder auf einem Schaukelstuhl zu wippen und nachzudenken.

7. Regen, Lesen und Tee. Das ist die heilige Dreier-Kombination.
Das Höchste der Gefühle ist erreicht, wenn der Herbst endlich wieder da ist. Es ist leider so eine kurze Übergangszeit. Man will die letzen Sonnenstrahlen förmlich in sich aufsaugen, die flammenden Bäume in sich einbrennen.Wind zieht an den Haaren und Blätterwirbel streichen über die Straße. Dann mehren sich die Laubhaufen, so dass man sich durchwühlen muss um durchzukommen und letztendlich, der peitschende Regen der alles in Nässe hüllt. Es gibt keine heiligere Zeit um in Büchern zu versinken, den dampfenden Tee neben sich zu schnuppern und sich tiefer in die Kuscheldecke zu huscheln, während draussen der Regen wütet.

8. Und jetzt fehlt nur noch eine letzte Sache über mich und die Forderungen sind erfüllt: Ich beobachte gerne.


Hoffentlich habe ich jetzt niemanden verwirrt, oder gar zum Nachdenken gezwungen (den man ist ja zur Unterhaltung da...). Und um diese wunderbare Art der Selbstreflexion nicht für mich zu behalten, muss ich natürlich das Stöckchen weiterwerfen: Nämlich an Alex, Kathrin, Oma!, Patrick, Rebecca, Sebastian, Anke und Birte. Aber keinen Druck! Schließlich dient es ja in erster Linie euch selbst und dem Leser und in Ankes Blog wird es wohl thematisch schwer reinpassen. Auf jeden Fall solltet ihr die Links nutzen, um mal bei ihnen reinzuschauen. Prädikat: Lesenswert :)

29
Okt
2007

Blogging-Stress

Was tun, wenn einem die Themasuche für seinen Blog über den Kopf wächst?
An so viel ist zu denken, so viel kennenzulernen und dann soll ich noch nebenbei einen Blog mit neuen Beiträgen speisen. Am Besten noch täglich, um mit den Profis mithalten zu können. Und sinnvoll soll er auch noch sein! Was wollt ihr denn noch?
Das einzige Thema was mir gerade im Kopf rumschwirrt ist die Frage "Von was soll ich mich morgen ernähren?!". Denn erst kommt das Fressen, dann die Moral - das wusste schon Brecht.

Heute zum Beispiel gab es Möhrchen und Karöttchen aus der Dose. Als Vorspeise natürlich, denn irgendwas Gesundes sollte man ja essen. Als Hauptspeise meinen Dauerbrenner: Milchreis. Mit einer Extraportion Zucker. Und leider auch schon das vierte Mal in Folge. Ist das das Ergebnis jahrelanger Predigten über die gesunde Ernährung?

Lebenslange Unterdrückung hat mich in meinem Verlangen nach ungesunden Speisen nicht aufhalten können. Ich war schon immer heiß auf Schokolade. Und jetzt, wo ich wirklich essen kann was ich will, blühe ich erst richtig auf.
Egal ob ich eine Nur-Milchreis-Woche durchziehe oder Kakao mit Butter zu jeder Mahlzeit aufs Brot schmiere in Ermangelung von Nutella, nichts ist unmöglich (ja ich fahre Toyota - woher wisst ihr das?).
Wer braucht schon Vitamine? Ich habe schon früh erkannt, dass das alles reines Marketing ist. Die alltägliche Herausforderung mit minimalstem Zeitaufwand und Zubehör, das Beste aus meinen Genussnerven herauszukitzeln, ist mein Hauptforschungsgebiet. Führend sind Tütensuppen. Erstens sind sie recht sättigend, zweitens schmecken sie ein bischen nach Hühnchen, drittens braucht man nur heißes Wasser und ein paar Minuten. Nicht zu vergessen, dass man theoretisch nichts mehr trinken muss.
Auch Dosenfutter ist toll: Ravioli oder Gemüse, egal ob warm oder kalt, Deckel auf und fertig is. Einziges Problem dabei ist, dass ich als Linkshänder an einem einseitigen Dosenöffner aussehe wie bei einem Selbstmordversuch und die Dose danach immer noch nicht offen ist.
Ja, die Welt des Essens...
Aber immer noch bleibt die Frage, was ich morgen essen soll. Ich glaube, ich mache mir morgen Grießbrei. Man soll sich ja vielseitig ernähren.

21
Okt
2007

Text

Ich bin kein Freund von Horrorfilmen, denn das Leben ist furchteinflössend genug.
Beispielsweise Küche putzen. Damit meine ich nicht Teller waschen, ein bischen die Arbeitsplatte abwischen und mit einem Staubwedel durch die Wohnung hüpfen. Nein, echter, existenzieller Küchenkrieg. Über Schwamm, Wasser und Sprühfläschchen lacht der Küchendreck. Mit den Jahren hat er an Charakter und Härte gewonnen. Bei solch einem Dreck hilft nur noch Hochdruckreiniger, ätzende Spezialkozentrate und Drahtbürsten. Abgescheuerte Fingerspitzen und verrottete Madendörfer prägen die Landschaft. Doch der Wille, für die Zukunft eine bessere Welt - oder zumindest Küche zu schaffen, ist größer als die Übelkeit. Ich werde hier nicht in Einzelheiten erzählen müssen, was meinen Mitbewohnern und mir auf der Reise durch die verschiedenen Stadien des Schimmels begegnete - lasst euer Fantasie ruhig freien Lauf. Wenn darin noch festgebackene Schüsselsäulen und mit Dreckschleim gefüllte Abluftrohre vorkommen umso besser. Dass man bei solch einer Aktion auch etwas lernt ist nur gerecht: So entdeckte ich im verschütteten Gewürzbereich einen Eierwürzer, "verfeinert alle Eierspeisen delikat, ganz einfach und ideal bei Tisch", bestehend aus Salz, Zucker und Gewürz für Eier (Senf, Curry, Pfeffer). Das es so etwas gibt? Auch eine fast neue Saftpresse kam ans Tageslicht und selbst der älteste WG-Mitbewohner kannte sie nur noch aus Erzählungen.
Jetzt ist es 17 Uhr, wir haben immer noch nicht alle Geheimnisse der Schränke gelüftet, drei Mülltüten sind gefüllt, zwei Schrubberinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs, ein Helfer verschollen. Aber es kann ja nur besser werden.

20
Okt
2007

Text

Wie man Geschichten für seinen Blog findet

Heute endete das beanspruchende Social-Software-Seminar bereits um 15 Uhr. Eine Stunde früher war ich also fertig und wollte nur noch unter die Dusche. Wochenende!
Da das Bad nicht viele Ablagemöglichkeiten hat, die entweder hygienisch oder trocken genug sind, ziehe ich mich meist im Zimmer aus und schlüpfe in den Bademantel, um Wäscheberge im Bad zu vermeiden.
Gesagt, getan. Ich stehe also gerade nackt im Zimmer als mir einfällt, dass doch schon seit heute morgen die ganze Zeit Bauarbeiter am Fenster vorbeiwatscheln und reinschielen, denn unser schönes Studentenwohnheim wird renoviert. Mit Vorliebe samstags, wie wir heut früh um 8 erfahren durften.
Ich werfe also einen panischen Blick Richtung Fenster und schlüpfe schnell in den Bademantel und – ZACK!

Zuerst dachte ich, da ist eine Nadel im Bademantel.
Bis mir beim Abtasten klar wird, dass das ziemlich unlogisch wäre.
Daraufhin denke ich, es muss also an dem Etikett liegen, das irgendwie in eine besonders empfindliche Stelle gepiekt hat (sind ja manchmal ziemlich hart-kantig diese Dinger). Aber nichts.
Verwirrt, warum es so schmerzt, ich aber nichts finden kann, stelle ich mich vor den Spiegel und versuche die Stelle zu sehen ohne mich für die Welt zu entblößen, und entdecke einen roten Punkt ... und irgendwie denke ich immer noch an die Nadeltheorie und spüre einen zweiten starken Schmerzstich, direkt unten an den Schulterblättern. „Aha, die Nadel ist runtergerutscht" und denke natürlich als Zweites "Verdammt, da ist doch keine Nadel!"

Und was erscheint? Gemählich spaziert eine Wespe aus meinem Bademantel!
Panik! Weil erstens der Schmerz immer schlimmer wird und zweitens das Vieh sich verheddert hat. Es folgt bühnenreife Akrobatik beim Versuch den Bademantel so schnell wie möglich sich vom Leib zu reißen ohne die Bestie dabei wieder zu berühren.
Schließlich schaffe ich es, ziehe mir nur meinen schwarzen Mantel über und renne in den WG-Gang um erst einmal Abstand von der torkelnden Wespe zu gewinnen.
Just in diesem Moment kommt mein Mitbewohner Flo die Treppe hoch, sieht mich, sieht mich nur in einem Wintermantel bekleidet und macht entschlossen kehrt nach dem Motto „Nee, das musst du jetzt nicht verstehn...“.
Und so kam es, dass ich jetzt im Oktober mit schmerzenden Schultern vor meinem Laptop sitze und mich frage, was diese Wespe mir sagen wollte. Denn in dem Moment als es geschah, habe ich mich gefragt, worüber ich denn um Himmels Willen im Blog berichten solle. Und die Antwort kam.

Aufschlussreich

Blog von


Lysann

Das Entschlüsseln in all seinen Formen ist eine Leidenschaft von mir. Hier schließe ich den Alltag auf mit meinen Schlüsseln zur Welt - wie Etymologie, Symbolik, Kunst oder einfach Wortspielerei.

Im Moment ...

... baue ich an dem Zwillingsblog: lysann.wordpress.com

Druckfrische Beiträge & Kommentare:

geburtstag
alles alles gute zum geburtstag hoffe du bekommst...
janet (Gast) - 30. Mai, 12:12
Zwillingsblog
Weil mir das eintönige Layout hier ein wenig auf die...
Lysann - 23. Apr, 19:12
Reportage
Das Schleichen ums Buchregal Warum eine Buchhandlung...
Lysann - 23. Apr, 18:59
Plan B: Pflanzen gedeihen...
Plan B: Pflanzen gedeihen mit etwas Zuwendung gleich...
Stefan (Gast) - 23. Apr, 01:43
Ausschnitt
Leicht strichen ihre Fingerkuppen über die Härchen...
Lysann - 23. Apr, 01:14

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Ich weiß, der Inhalt passt gar nicht, niemand wird je sich angesprochen fühlen von den Anzeigen, aber es ist so herrlich zu sehen, mit welchen Produkten die Texte verbunden werden. :D