14
Nov
2007

Dieburgs Maria

Die heilige Maria steht andächtig auf ihrer Säule. Auf kleinstem Platz sich vollkommen ausbreitend, verstrahlt sie Geborgenheit und heilige Stille. Um sie herum zieht sich ein Kreis aus Rosen, die sich von ihrer Kraft nähren. Braun dürre Ranken sind es jetzt, eher beschützend ziehen sie sich knarrend enger um die Marie, damit sie nicht friert, so wie sie. Der Wasserring, der die heilige Maria umschloss, ist vertrocknet.
Wenn im Sommer Sonnenstrahlen aus dem Wasser über ihr Gesicht schimmern, wie mag es sich wohl anfühlen?


Was der Name Maria bedeutet, ist nicht einstimmig geklärt. Es tauchen sowohl Erklärungen wie "die von Gott geliebte" oder "die Widerspenstige" sowie "die dem Meer entsprossene", "die Betrübte" oder auch "die Schöne" auf. Wie weit doch diese Eigenschaften auseinander liegen. Es dokumentiert, wie viel in dieses alte Frauensymbol hineininterpretiert wurde.
Das Zeichen der heiligen Marie ist die Rose. Wie innig diese Verbindung ist, zeigt folgende Geschichte:
Auf einem alten Friedhof waren Grabmale zu finden, die zu verwittert waren, um sie einem Namen oder einer Zeit zuzuordnen. Doch ungeachtet ihrer Vergessenheit, blühte eine Rose auf einem einzelnen Grab. Ein Rosenkenner entdeckte sie und konnte feststellen, dass es sich um eine sehr alte Sorte aus den Anfangstagen der Rosenzüchtung handelte. Zu Goethes Lebzeit blühte sie dort und schmückt und schützt noch immer das Grab.

Etwas abseits der Groß-Umstäder Hauptstraße ist die Dieburger Maria zu finden. Nur wer sucht sie?

12
Nov
2007

Breit angelegte Ausbildung

Früher dachte ich, die "dreckigen" Recherchemethoden wären eine Seltenheit im journalistischen Alltag, ja, sogar eine Übertreibung des Fernsehens. Doch nun studiere ich Journalismus und was wir lernen, kann sich sehen lassen:
Ganz oben stehen effiziente Bestechungstechniken. Gerade im Hinblick auf die sinkenden Budgets ist es von Vorteil, möglichst niedrige Schmiergelder schnell auszuhandeln. Geübt wird auf dem Flohmarkt (nach Erfahrung sind besonders die Darmstädter Flohmarkthändler extrem stur).
Ebenso wertvoll für den späteren Berufsalltag: der Kurs "unorthodoxe Informationsrecherche". Er hat die Erpressung und diverse Verhörtechniken zum Inhalt. Der Umgang mit Elektroschocks, Lügendetektoren, Schlafentzug oder Erniedrigung werden in speziell bereitgestellten Räumen immer und immer wieder eingeübt bis jeder quälende, wahrheitsbringende Griff sitzt. Auch hier wird Wert auf die Praxis gelegt: Jeder Student wird dazu angehalten, wichtige Informationen aus Dozenten herauszupressen, sie mental angreifbar zu machen und in Horden "weich" zu fragen. Bis sie endlich verraten was wie wo bis wann gelernt werden muss.
Sollte der Informant trotzdem nicht gewillt sein, dem Journalisten die dringend benötigte Information auszuhändigen, so lohnt sich vielleicht ein kleiner Ausflug in dessen Wohnung. Auch hierauf ist der moderne Journalismusstudent vorbereitet: Der Unterricht gliedert sich in Materialkunde und Geschicklichkeitsveranstaltungen und wird durch Schulungen zu den neuesten Alarmsystemen ergänzt.
Der Informant wusste leider doch nichts, so wie er es kurz vor dem Zusammenbruch beteuert hat? Macht nichts. Dann kommt jetzt Schritt drei. Auch dieser wird sorgfältig geübt und analysiert, um die Studenten beim Berufsstart nicht ins kalte Wasser zu werfen. Die Rede ist vom Einschleusen. Nichts geht über diese alte, beliebte Variante, um Misstände aufzudecken. Wer ein großer Journalist sein will, sollte es zumindest einmal ausprobiert haben. Eine neue Frisur, viel Selbstvertrauen und Menschenkenntnis und fertig ist er: Der neue Mitarbeiter. Für diese Meisterleistung, dem wahren Abschlusstest, werden jahrelang Schauspielunterricht und Make-up-Kurse belegt. Um auch hier den Praxisanteil zu erhöhen, bemühen sich die Dozenten Aufgaben zu stellen, die die betrügerischen Fähigkeiten, schnellen Anpassungsreaktionen und das sympathische Nichtsdahersagen von Studenten verbessern.

Letzten Endes ist jedoch alles eine Frage der Persönlichkeit, für welche Methode man sich entscheidet. Kaum jedem wird es gefallen, den zu Verhörenden körperlich näher zu kommen, während andere die Bedienung elektrischer Geräte und Eisenwaren (Daumenschrauben) scheuen.
Die fundierte Rechercheausbildung wird jedem später einmal von Nutzen sein. Ich unterstütze diese sinnvolle Verwendung unserer Studiengelder.

10
Nov
2007

Liebe Leser!

Nun bin ich schon seit 21 Tagen stolzer Besitzer eines Blogs.
Egal ob es um die Gestaltung der Seite, der Randleiste oder der Blogthemen selbst geht - ich habe einiges ausprobiert, reingewurschtelt und wieder rausgeschmissen. Am Ende müsst ihr aber meine Texte lesen! ;)
Deswegen schreibt mir bitte, was für euch noch umständlich ist, ob ihr die Links überhaupt erkennen könnt (ich würde sie gerne unterstreichen, das geht aber leider nicht) oder ob die Hintergundfarbe bei euch ein totes Grau ist und beim Lesen nervt. Ja, auch ihr meine liebe, liebe Familie! Kommentieren geht wirklich leicht, traut euch, damit ich was lernen kann! :)

Danke, dass ihr alle so fleißig mitlest

6
Nov
2007

Nachtzeit

Auf Wissenschaft.de habe ich einen Artikel entdeckt, in dem Forscher belegen konnten, dass man Nachts so anders agiert, weil die Gefühle vom Verstand losgelöst sind. Das unterstützt meine These, dass das Tiefste nachts erscheint.
Sich zu verlieren in der Dunkelheit und plötzlich genau zu wissen welches Gefühl einen treibt, in einem Bild zu ertrinken oder die Worte in Tinte fließen zu lassen. Am Morgen darauf sind uns die Werke der Nacht meist fremd. Wir lassen uns verleiten zum Träumen, zum Schweben und finden uns selbst. Dinge, die ich in der Nacht schreibe sind Offenbarungen am Tag. Die Versuchung nur noch nachts zu leben ist immens. Doch wie ist es vereinbar nachts in die Tiefen der Welt einzutauchen und am nächsten Morgen aktiv an der hellen Welt teilzunehmen? Für mich ist es eine Entscheidung, denn beides geht nicht.
Als ich bei Bertrandt gearbeitet habe, musste ich früh aufstehen. Die Pflichten wurden vormittags erledigt, der Tag endete um 17 Uhr mit geistiger Erschöpfung, Essen und TV - das war das Leben das übrig blieb. Und in München? Da hatte ich Wochen für mich und lebte die Nacht, schlief wie es kam, aß wenn es sein musste, doch die Dunkelheit war mein. Die Isolation, der Sternenhimmel, die endlosen Gefühlswüsten, aufwühlende Bilder - sich zu verlieren ist so einfach. Man will nicht mehr auftauchen, alles wird intensiver und schärfer, der Blick wird individueller, das Gefühlsleben übermächtig.



Jetzt hat mich das Helle wieder, aber eines Tages...

Aufschlussreich

Blog von


Lysann

Das Entschlüsseln in all seinen Formen ist eine Leidenschaft von mir. Hier schließe ich den Alltag auf mit meinen Schlüsseln zur Welt - wie Etymologie, Symbolik, Kunst oder einfach Wortspielerei.

Im Moment ...

... baue ich an dem Zwillingsblog: lysann.wordpress.com

Druckfrische Beiträge & Kommentare:

geburtstag
alles alles gute zum geburtstag hoffe du bekommst...
janet (Gast) - 30. Mai, 12:12
Zwillingsblog
Weil mir das eintönige Layout hier ein wenig auf die...
Lysann - 23. Apr, 19:12
Reportage
Das Schleichen ums Buchregal Warum eine Buchhandlung...
Lysann - 23. Apr, 18:59
Plan B: Pflanzen gedeihen...
Plan B: Pflanzen gedeihen mit etwas Zuwendung gleich...
Stefan (Gast) - 23. Apr, 01:43
Ausschnitt
Leicht strichen ihre Fingerkuppen über die Härchen...
Lysann - 23. Apr, 01:14

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Ich weiß, der Inhalt passt gar nicht, niemand wird je sich angesprochen fühlen von den Anzeigen, aber es ist so herrlich zu sehen, mit welchen Produkten die Texte verbunden werden. :D